Lichtburg Essen | Kettwiger Straße 36 | 45127 Essen
Im Nachgang zu unserem Dernièrenbesuch von 'Moses und Aaron' haben wir am 11.11. in der Lichtburg die Premiere der Filmfassung von Moses und Aron erlebt - mehr Informationen auf der Seite der Lichtburg.
Nicht alle von uns hatten die Moses und Aron bereits in der Jahrhunderthalle live erlebt - so ließ sich gut vergleichen, welchen Eindruck die Filmfassung jeweils hinterließ. Bei denen, die in der Lichtburg die Inszenierung von Willy Decker erstmals sehen konnten, herrschte einhellige Begeisterung; mit der Erinnerung als das Liveerlebnis blieb ein zwiespältiger - doch überwiegend positiver - Eindruck.
Einerseits ergänzten Nahaufnahmen und für das Publikum in der Jahrhunderthalle nicht zugängliche Perspektiven eine zusätzliche Wahrnehmungsebene. So wurden auch Feinheiten der darstellerischen Leistung sichtbar, und die von oben das Bühnengeschehen blickende Kamera machte die die komplexe Choreographie der Volksmassen deutlicher lesbar.
Andererseits herrschte ein unausgewogenes Klangbild vor - während die Solisten (durch die direkte Mikrophonierung am Körper) sehr deutlich und klar abgebildet werden konnten, verlor sich die elementare Kraft der Chorszenen im klanglichen Nebel - schade, aber vermutlich den technischen Schwierigkeiten eines Livemitschnittes geschuldet.
Auch die körperliche Erfahrung der sich bewegenden Publikumstribünen, des sich weitenden und verengenden Raumes und des aus dem Publikum sprechenden Dornbusches konnte naturgemäß filmisch nur begrenzt umgesetzt werden - reichte jedoch mehr als aus, um die Liveerfahrung wieder wach werden zu lassen (und allen, die der Inszenierung erstmals begegneten, zumindest eine Ahnung der Intensität dieses Konzeptes zu geben).
Leises Bedauern auch, weil schnelle Schnittfolgen den größer angelegten szenischen Prozessen zeitweise nicht ausreichend Raum gaben - etwas mehr Vertrauen in die Kraft des filmisch Dargestellten und etwas weniger Wille, filmisch darzustellen, hätte hier sicherlich gut getan.
Letztlich bleibt ein beeindruckendes Dokument, das den Zuschauer zu ergreifen vermag und den Sog des Werkes und der Inszenierung gut vermittelt. Und dass die Produktion im Medium Film weiterlebt, ist den Initiatoren der Fernsehfassung sehr zu danken - der Mut der RuhrTriennale, sich großen Herausforderungen konsequent zu stellen (und dafür auch umfangreiche Mittel aufzuwenden), wird dadurch zusätzlich legitimiert.